Wie effektiv sind Eisbäder nach Belastung wirklich?
Eisbäder und Kühlbecken zählen zu den beliebtesten Anwendungen bei Sportlern nach intensiven Belastungen. In vielen Bereichen kommen diese Methoden zum Einsatz mit dem Ziel, die Rehabilitation zu beschleunigen.
Sellwood et al. (2007) untersuchten den Effekt von Eisbädern auf die Prävention von verzögert auftretenden Muskelschmerzen (Delayed-Onset Muscle Soreness – DOMS). In ihrer randomisierten, doppelt verblindeten, kontrollierten Studie stellten sie die Frage, ob Eisbäder, verglichen mit lauwarmen Wasser, nach einem exzentrischen Quadrizepstraining Schmerz, Schwellung, Kraft - und Beweglichkeitsdefizit minimieren und den muskulären Schaden reduzieren können.
Für diese Untersuchung warben die Forscher 40 untrainierte junge Personen (mindestens 18 Jahre, Durchschnittsalter 21 Jahre). Ausschlusskriterien waren ein in den letzten 3 Monaten durchgeführtes exzentrisches Quadrizepstraining, neurologische Erkrankungen, Herz – Kreislauf – Probleme und Verletzungen der unteren Extremität. Sie randomisierten die Probanden in 2 Gruppen á 20 Personen. Beide Gruppen führten ein exzentrisches Quadrizepstraining durch. Eine Gruppe nutzte unmittelbar im Anschluss an das Training das Eisbad (5°C +/- 1°C), die andere Gruppe tauchte in ein lauwarmes Bad (24°C). Das exzentrische Training absolvierten die Probanden am Kniestrecker. Im Anschluss daran wurden die Studienteilnehmer aufgefordert, 3 mal 1 Minute in das jeweilige Bad zu steigen und eine Minute außerhalb des Bads im Wechsel zu verbringen. Relevante Outcomes waren Schmerz mittels VAS Skala bei verschiedenen aktiven und passiven Übungen, Druckempfindlichkeit, Umfangmaße und Kreatinkinase. Die Zielparameter wurden 24, 48 und 72 Stunden nach dem Training notiert.
Es gab einen signifikanten Unterschied beim Messparameter Schmerz beim Sit-to-Stand-Test nach 24 Stunden zwischen der Kontroll – und der Interventionsgruppe. Überraschenderweise hatte die Eiswassergruppe einen höheren VAS Wert (ø VAS 8) als die Kontrollgruppe (ø VAS 2).
Insgesamt wurden ansonsten keine signifikanten Unterschiede beobachtet in Bezug auf die Messparameter zwischen den beiden Gruppen.
Die Ergebnisse der Studie lassen an dem Nutzen der Eiswassermethode zur Beschleunigung der Regeneration zweifeln, da sich das Eiswasserbad bei den jungen, eher untrainierten Probanden nach dem exzentrischen Training als uneffektiv herausstellte. Dies lässt sich aber nicht ohne weiteres auf Sportler übertragen. Leistungssportler bedienen sich vieler verschiedener Methoden zur Regeneration, auch wenn sie wenig evident sind.
Jeder Sportler entwickelt über die Zeit ein eigenes Repertoire an Regenerationstechniken, bei deren Auswahl wohl auch eine starke psychologische Komponente eine Rolle spielt. Weitere Studien sollten daher den Effekt des Eisbades bei Sportlern untersuchen. Die Autoren vermuten jedoch in ihrer Konklusion, dass trainierte Athleten relativ gut geschützt sind gegen DOMS und daher wahrscheinlich wenig von dieser Methode profitieren könnten.
Sellwood et al.: “Ice-water immersion and delayed-onset muscle soreness: a randomised controlled trial”; Br J Sports Med 2007; 41: 392-397
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